Berlin - Fast jeder zehnte Schüler in Berlin verlässt die Schule ohne Hauptschulabschluss. In Brandenburg beendet jeder 14. Schüler ohne Hauptschulabschluss seine Schulzeit. Berlin nimmt damit bundesweit einen traurigen Spitzenplatz ein. Im Durchschnitt geht in Deutschland jeder 17. Jugendliche von der Schule, ohne den Hauptschulabschluss zu schaffen. Dies zeigt eine aktuelle Caritas-Studie, für die Daten aus mehr als 400 kreisfreien Städten und Kreisen ausgewertet wurden. Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss steigt bundesweit. Sie liegt im Bundesdurchschnitt bei 5,9 Prozent. In Berlin liegt die Quote bei 9,3 Prozent. Ohne Schulabschluss haben junge Menschen deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und damit keine guten Aussichten für ihre Zukunft in unserer Gesellschaft.
Insgesamt haben bundesweit 47.435 Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Das geht aus der Caritas-Bildungsstudie vor, die auf Daten aus dem Jahr 2015 zurückgreift. Demnach stieg die Quote bundesweit auf 5,9 Prozent und liegt damit über dem Niveau der Jahre 2014 und 2013 mit 5,7 bzw. 5,6 Prozent. Berlin liegt auf dem zweitletzten Platz. Sachsen-Anhalt bildet mit 9,9 Prozent das Schlusslicht. Auch wenn die Quote in Brandenburg bei 7,1 Prozent liegt, zeigt sich hier eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (7,8 Prozent). Berlins Tendenz weist hingegen nach unten (von 8,7 auf 9,3 Prozent).
"Benachteiligte Schülerinnen und Schüler müssen besser gefördert werden", erklärt Jens-Uwe Scharf, Jugendhilfereferent der Caritas und Mitglied des Landesjugendhilfeausschusses Berlin. Schulsozialarbeit muss ausgebaut und Schulverweigerer-Projekte gestärkt werden, so Scharf. Das sieht auch Gabriele Pollert so, die mit dem Kinder- und Jugendhilfeträger Theophanu gGmbH in Berlin und Brandenburg einen Schwerpunkt auf die Schulsozialarbeit legt. Theophanu ist Mitglied des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin und bietet Schulsozialarbeit an elf Schulen an. "Schulsozialarbeit ist ein unverzichtbarer Baustein für jede Schule. Wir erreichen damit tausende von Schülerinnen und Schülern, die in den großen Klassenverbänden ansonsten untergehen würden", sagt Pollert. In Brandenburg wurde auf einen Ausbau der Schulsozialarbeit gesetzt, mit einem positiven Ergebnis. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss dort sinkt, bestätigt Jens-Uwe Scharf. Sehr wichtig sind zudem eine intensivere Elternarbeit und die Kooperation mit Jugendhilfe und Arbeitsagenturen. Außerdem müssen die Strukturen der Schulsozialarbeit gestärkt werden. "In Berlin gibt es leider immer noch viele befristete Verträge. Das führt zu häufigem Personalwechsel. So können keine verlässlichen Beziehungen aufgebaut werden - und gerade die sind für junge Menschen entscheidend", so Pollert. "Es ist im Interesse aller, dass junge Menschen ihren Abschluss schaffen. Wenn das nicht gelingt, können sie beruflich nicht Fuß fassen und sind dauerhaft auf staatliche Leistungen angewiesen", erklärt Jens-Uwe Scharf.
Weitere Informationen: Jens-Uwe Scharf: 0172 666 33 57 und Gabriele Pollert: 0172 871 30 30
Alle Daten finden Sie unter:
www.caritas.de/bildungschancen