Entgegen des bundesweiten Trends, der einen Rückgang des regelmäßigen Alkoholkonsums unter jungen Menschen von 12 bis 17 Jahren um 8,7 Prozent feststellt (siehe Studie "Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2018" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vom 8.5.2019) trinken sich insgesamt nach wie vor zu viele junge Menschen in einen Alkoholrausch. Das Berliner HaLT Projekt stellt einen Anstieg von Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen von 2016 bis 2018 von 335 auf 507 fest.
Seit 15 Jahren berät HaLT Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Alkoholvergiftung in Berliner Krankenhäuser behandelt werden. Die Beraterinnen und Berater informieren junge Menschen über die Gefahren von Alkohol und klären über einen risikoärmeren Konsum auf. Das HaLT Projekt berät auch die Angehörigen, da hinter dem riskanten Konsum von Alkohol und illegalen Drogen meist familiäre und persönliche Probleme stecken. Neben den steigenden Klientenzahlen stellt die Konsumgruppe der Problem- oder Krisentrinker eine weitere Herausforderung dar. "Die meisten Jugendlichen konsumieren exzessiv Alkohol aufgrund von Leistungsdruck, Mobbing, Suizidalität oder Depressionen. Diese Jugendlichen haben einen hohen Leidensdruck und nutzen den Alkoholkonsum als Bewältigungsstrategie. Sie sind besonders gefährdet, eine Suchtmittelabhängigkeit zu entwickeln", erklärt Jörg Kreutziger, Leiter von HaLT. Durch ihre Alkoholvergiftung kommen viele jungen Menschen in Berlin über das HaLT-Projekt erstmals in Kontakt mit dem Berliner Hilfesystem. Das ist der Moment, der genutzt werden muss, um die betroffenen Kinder und Jugendliche zu erreichen. Nun besteht die Chance, sie in ihren Krisensituationen zu erreichen und alternative Handlungsstrategien zu erarbeiten, so Kreutziger.
Durch die Vernetzung des HaLT Projektes mit vielen Berliner Hilfeangeboten können diese Jugendlichen zeitnah vermittelt werden. In den 14 Berliner Krankenhäusern, mit denen das HaLT-Projekt zusammenarbeitet, wird der Ausbau des Beratungsangebotes aber für dringend notwendig gehalten. 2018 konnten insgesamt 200 Kinder und Jugendliche mit riskantem Konsum nicht versorgt werden, da nicht genügend Personal zur Verfügung stand. "Das muss sich dringend ändern. Wir brauchen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um alle gefährdete Kinder und Jugendliche zu erreichen und so Suchtkarrieren vorzubeugen, sagt Kreuziger.
Träger des HaLT Projektes in Berlin sind der Caritasverband für das Erzbistum Berlin und die Stiftung SPI. Das Projekt bietet Beratung und Information rund ums Thema riskanter Alkoholkonsum an. Wird ein Kind oder ein Jugendlicher mit Alkoholvergiftung in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert, so kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HaLT in die Berliner Rettungsstellen, um noch am Krankenbett ein psychosoziales Beratungsgespräch mit den Betroffenen und deren Angehörigen zu führen.
Weitere Informationen: Telefon: 030 666 33 434; info@halt-berlin.de